Du willst deinen Texten einen eigenen Stil geben? Du willst bestimmte Teile betonen, ohne auf fette oder kursive Schrift zurückzugreifen? Dann nutze Textscharniere mit Doppelpunkt!
Zwei Pünktchen, große Wirkung: Der Doppelpunkt kann weit mehr, als nur die wörtliche Rede einzuleiten. Man sieht es ihm vielleicht nicht an, aber er ist ein richtiger Tausendsassa, ein Stilmittel de luxe. Er hilft dir, deine Argumentation deutlich zu machen. Er befreit deine Texte von Wortballast. Und er kann Mündlichkeit in deinen Text bringen. Wie genau? Los geht’s!
Der Doppelpunkt, auch Kolon (altgriechisch: kolon; deutsch: Glied eines Satzes) genannt, ist ein Satzzeichen, welches im Gegensatz zum Punkt nicht das Ende eines Satzes anzeigt. Der Doppelpunkt hat zugleich eine
trennende
als auch eine
betonende
Wirkung.
Den nächsten Satz muss ich besonders betonen, dachte W. Nur wie? Zeit für ein Textscharnier. W. schrieb „Das bedeutet für Sie: …“
Schauen wir uns zuerst die klassische Funktion des Doppelpunkts an, so wie du es auch im Duden nachlesen kannst. Angenommen, ich habe Satz A und Satz B, verbunden durch einen Doppelpunkt. Dann sieht das Verhältnis zwischen den beiden Sätzen meist so aus:
Beispiele dazu:
Damit ist der Zusammenhang zwar deutlicher geworden, aber um den Preis einer umständlichen Satzkonstruktion. Der Text wirkt aufgebläht.
Wie lässt sich das Ganze abkürzen? Indem die wesentlichen Teile der Sätze durch den Doppelpunkt verbunden werden und der Rest einfach wegfällt.
Beispiel:
„Steigende Nachfrage und ein hinterherhinkendes Angebot: Für Bauherren ist das derzeitige Marktumfeld sehr attraktiv.“
Der Kausalbezug wird hier nur durch den Doppelpunkt hergestellt.
Genau wie in dem folgenden Beispiel:
„Falls Sie jetzt noch Fragezeichen auf der Stirn stehen haben: Keine Sorge, Sie müssen nicht alles durchschauen.“
Das Wort „falls“ leitet als Konjunktion einen Nebensatz ein. Korrekt müsste es mit einem Hauptsatz weitergehen, etwa: „Falls Sie jetzt noch Fragezeichen auf der Stirn haben, kann ich Sie beruhigen.“
Dank des Doppelpunkts kannst du den Hauptsatz aber einfach unterschlagen. Das spart nicht nur Worte, es macht den Text auch lebendiger und ist mehr an das Mündliche angelehnt.
Ob es auch mit Komma oder Gedankenstrich weitergehen könnte, ist ein bisschen spitzfindig. Und ob groß oder klein weitergeschrieben wird, ist auch nicht so eindeutig. Wenn du es dir leicht machen willst, halte dich einfach an die Regel: vollständiger Satz groß, unvollständiger Satz klein.
Halten wir fest, der Doppelpunkt ist ein starkes Stilmittel. Wie bei allen Stilmitteln gilt: Bitte mit Maß. Jeder Doppelpunkt schafft einen kleinen Stolperstein. Richtig eingesetzt, bringen diese Stolpersteine den Leser zum Tanzen. Sind es zu viele, strauchelt er – und wird den allzu steinigen Weg lieber verlassen.
Der Doppelpunkt kann also eine Menge. Er unterstützt deine Argumentation, indem er Beziehungen verdeutlicht. Das tut er auf ganz leichtfüßige Weise, er kürzt und strafft dabei sogar. Er sorgt für Abwechslung von den braven Subjekt-Prädikat-Objekt- und Nebensatz-Hauptsatz-Konstruktionen. Er bringt Mündlichkeit in den Text, schafft Sprechpausen und betont.
Mache deutlich, was für dich wichtig ist. Legen immer auch etwas von dir in den Text. Das wird der Leser spüren. Die Königsklasse hast du erreicht, wenn du mit dem Doppelpunkt Emotionen weckst. Oder Überraschung bzw. den inneren Ausruf: „Ja, so sehe ich das auch!“
Arbeite mit Textscharnieren. So verhinderst du Schachtel- und Bandwurmsätze.
Merkst du den Unterschied beim Lesen?
Textscharniere sind kurz und auf den Punkt gebracht. Sie bringen Dynamik in deine Texte. Eben wie in einem richtig guten Gespräch. Wenn Karl-Heinz seine Nachbarin trifft und sagt: Stell dir vor, Hildegard! (Natürlich will Hildegard jetzt den neuesten Tratsch erfahren.)
Textscharniere mit Doppelpunkt eignen sich für die Verbindung von Absätzen und vor Aufzählungen. Wenn du eine bestimmte Aussage betonen willst: Nutze Textscharniere!
Emotional schreiben leicht gemacht: Hier habe ich einige Textscharniere für dich gesammelt. Such dir diejenigen aus, mit denen du dich identifizieren kannst. Schreib sie auch gerne um, sodass sie zu dir passen.
Du siehst: Roter Faden geht ganz einfach. Wer sorgfältig strukturiert und Textscharniere einsetzt, kann kaum etwas falsch machen. Präsentiere deine Gedanken in einer schlüssigen Struktur (vorher – nachher, allgemein – konkret, etc.). Verbinde Abschnitte mit Textscharnieren, die zeigen, wie die Teile zusammenhängen. Textscharniere sind der «Kitt», der deine Gedanken zusammenhält (deshalb, im Gegensatz dazu, außerdem, vor diesem Hintergrund, …).
Und dann geht’s auch schon los: Geh einmal deine Texte durch. Wo kannst du ein solches Textscharnier mit Doppelpunkt einfügen? Allein dieser Trick macht deine Texte emotionaler.
(Übriges habe ich bis hierhin schon einige Textscharniere mit Doppelpunkt eingebaut. Sind sie dir aufgefallen?)
Ein weiterer Beitrag zu Stilmitteln folgt demnächst.
Willst du noch mehr Textscharniere? Dann hole dir hier die Liste!